Meine Kriterien für den perfekten Arbeitgeber

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In einer perfekten Welt wären das meine Kriterien für den perfekten Arbeitgeber

Stellen wir uns vor, wir lebten in einer fast perfekten Welt. Vollbeschäftigung, die Wirtschaft boomt, der DAX steigt und steigt und Unternehmen fast jeder Branche suchen händeringend nach Arbeitskräften. Wir sprechen hier also quasi von meinem Wohnort Bayern von vor ca. drei Wochen.

Als ich diesen Beitrag plante, konnte noch keiner ahnen, dass dieses ominöse SARS-CoV-2-Virus (welches COVID-19 auslöst), das ferab im chinesischen Wuhan wütete, sich derart ausbreiten würde. Ich und die meisten anderen haben nicht geahnt, dass diese Viruserkrankung das Potenzial hat, die gesamte Welt ins Chaos zu stürzen und die Weltwirtschaft in eine – wohl nie dagewesene – Rezession zu reißen. So sind zumindest aktuell die düstersten Prognosen.

Ich lebte also in einer Welt, in der junge hochqualifizierte Arbeitnehmer noch Ansprüche an das Unternehmen stellen konnten, bei dem sie arbeiteten oder sich gerade bewarben. Niemand weiß aktuell, wie der Arbeitsmarkt nach Krise aussehen wird. Aktuell stehen die Zeichen zumindest auf Kurzarbeit und Einstellungsstopp.

Trotzdem möchte ich euch meine Kriterien für den perfekten Arbeitgeber nicht vorenthalten. Meine Wünsche an einen idealen Arbeitgeber bestehen schließlich weiter fort. Und als Optimistin und Enkelin einer Frau, die nicht nur den Zweiten Weltkrieg, sondern auch das Wirtschaftswunder erlebt hat, glaube ich ganz fest daran, dass alles wieder gut werden kann.

1. Nähe des Arbeitsplatzes

Es soll Menschen geben, wie z.B. meinen Onkel, die Zeit ihres Lebens eine Stunde hin und eine Stunde zurück zur Arbeit pendeln. Und für die das völlig in Ordnung ist. Denn das ist der entscheidende Punkt. Es soll Menschen geben, die zur Arbeit pendeln und die damit gut Leben können.

Aber ich gehöre nicht zu diesen Menschen. Ich wünschte wirklich, ich würde es. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ich es sogar zwei Mal probiert habe. Vor fast vier Jahren bin ich ein halbes Jahr für ein Praktikum mit dem ICE von Ingolstadt nach München gependelt. In meinem letzten Job vor kurzem bin ich fünf Monate mit der Regionalbahn von Rohrbach nach München gependelt. Das wäre an sich kein extrem langer Arbeitsweg, doch leider musste in München noch fast 40 Minuten mit der U-Bahn und dem Bus fahren, was sich dann auf ca. 1 Stunde 10 Minuten pro Strecke summiert hat.

Ich könnten wahrscheinlich einen ganzen Blogpost darüber schreiben (tue ich vielleicht auch noch), was ich problematisch am Pendeln finde. Die Zusammenfassung ist: Es hat mir einfach zu viel Lebensqualität geraubt. Daher würde ich zu meinem nächsten Arbeitsplatz maximal 35-40 Minuten Fahrtweg akzeptieren – von Tür zu Tür.

2. Flexible Arbeitszeiten & Homeoffice

Sollte meine erste Bedingung an den Arbeitsplatz, die Nähe zu meinem Wohnort, gegeben sein, wäre dieses Kriterium nicht unbedingt in jeder Hinsicht zwingend. Nichtsdestotrotz kann ich es in der heutigen Zeit einfach nicht verstehen, wenn Mitarbeitern keine flexiblen Arbeitszeiten und auch keine Homeoffice-Regelung geboten werden. Natürlich nur, wenn es möglich ist. Dass ein Herzchirurg nicht von Zuhause arbeiten kann und eine Einzelhandelskauffrau sich an feste Arbeitszeiten halte muss, ist mir völlig klar. Aber ich arbeite bspw. im Online-Marketing bzw. E-Commerce.

Im digitalen Business spielt es absolut keine Rolle wann und von wo die Arbeit getan wird. Natürlich lassen sich einige Dinge unkomplizierter im Büro besprechen und eine Kernarbeitszeit hilft für andere erreichbar zu sein. Für dauerhaften Präsenzzwang und Arbeitszeiten von 9-18 Uhr gibt es allerdings absolut keinen Grund. Arbeitsbedingungen wie diese zeigen mir nur, wie festgefahren und antiquiert ein Unternehmen ist. Umso erschreckender, wie viele, nach außen hin “hippe” Firmen, noch so altbacken denken – auch im Online Marketing.

Wenn das Corona-Virus auch nur eine gute Sache hervorbringt, dann hoffentlich, dass im Bereich Arbeitszeiten und Dauerpräsenz neu gedacht wird. Das würde auch die Vereinbarkeit von Familie und Karriere für viele Frauen vereinfachen und sicherlich zu einem kinderfreundlicheren Land führen.

3. Leistungsgerechte Förderung der Mitarbeiter

Nichts ist schlimmer als in einem Job, den man eigentlich sehr mag, nach zwei Jahren festzustellen, dass man sich in einer Sackgasse befindet. Die anhaltende Unzufriedenheit darüber, dass ich trotz überdurchschnittlicher Leistung und Versprechnungen nicht befördert worden bin, hat bei mir schließlich dazu geführt, meinen Arbeitsplatz zu wechseln. (Den Beitrag darüber, wann ich gemerkt habe, dass der Moment für einen Jobwechsel gekommen war, findet ihr hier.)

Vorgesetzten muss klar sein, dass es für Arbeitnehmer einen Anreiz geben muss, sich anzustrengen. Gute Leistung muss sich – nicht immer in finanzieller Hinsicht – auszahlen. Besonders bei jungen Akademikern in der freien Wirtschaft muss nach einer gewissen Zeit eine Veränderung im Lebenslauf ersichtlich werden. Und sei es nur durch ein Veränderung des Jobtitels, welcher nicht einmal zwingend mit einer höherwertigen Aufgaben einher gehen muss.

Idealerweise erfolgt aber die Übertragung von mehr Verantwortung zeitgleich mit einer Beförderung. Vorausgesetzt die Leistung des Arbeitnehmers stimmt natürlich.

Leistungsgerechte Förderung von Mitarbeitern bedeutet allerdings nicht nur Beförderung und neue, verantwortungsvollere Aufgaben. Es bedeutet auch Fortbildungen. Der Arbeitgeber sollte seinen Mitarbeitern durch Schulungen auch die Möglichkeit geben, sich in neue Rollen weiterzuentwickeln.

Kriterien für den perfekten Arbeitgeber
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4. Faires Gehalt

Was mich damals fast noch mehr frustriert hat, als die dauerhafte Nicht-Beförderung, war die Tatsache, dass meine männlichen Kollegen um einiges schneller befördert wurden. Mit der Zeit wurde mir nicht nur klar, dass die Kollegen mit dem gewissen Extra zwischen den Beinen nicht nur schneller befördert wurden, sie verdienten auch um einiges besser.

Ein faires Gehalt bedeutet für mich grundsätzlich, dass ich meiner Berufserfahrung, meinem akademischen Abschluss und meiner Hierarchiestufe angemessen bezahlt werde. Es bedeutet für mich auch, dass es sich im Laufe der Betriebszugehörigkeit steigert. Neueinsteiger deutlich besser zu bezahlen als loyale Mitarbeiter, die sich langjährig bewiesen haben, ist ein Prinzip, das sich mir nicht ganz erschließt. Bestenfalls sollte außerdem in besonders “fetten” Jahren auch ein Teil als Bonus an alle Arbeitnehmer ausgeschüttet werden und nicht nur an die oberste Managerebene.

Was ein faires Gehalt für mich jedoch auch bedeutet, sind keine zu extremen Gehaltsunterschiede. Es ist für mich sogar in Ordnung, wenn ein CEO in einem Konzern Millionen verdient, wenn dieses Unternehmen dafür bekannt ist, jeden bis hin zum Fließbandarbeiter, überdurchschnittlich gut zu bezahlen und am Gewinn zu beteiligen. Es ist für mich allerdings nicht in Ordnung, wenn ein CEO mehrere Millionen im Jahr verdient und Berufseinsteigern ein im Vergleich zu anderen Unternehmen in der Region stark unterdurchschnittliches Einstiegsgehalt zahlt.

Es ist für mich erst recht nicht in Ordnung, wenn eine weibliche Angestellte, die exakt den gleichen Job macht wie ihr männlicher Kollege, nur ein Drittel dessen verdient, was er jeden Monat überwiesen bekommt (True Story!). Oder der vier Jahre jüngere Kollege aus der Einkaufsabteilung mit einem Abschluss als Einzelhandelskaufmann mit seinem nagelneuen Firmenwagen auf den Parkplatz fährt, während man selbst im E-Commerce-Bereich trotz MBA in die Röhre schaut.

Eine faire Bezahlung sollte unabhängig vom Geschlecht und Unternehmensbereich stattfinden. Punkt.

5. Last but not least: Die lieben Kollegen

Ich habe einmal den Ratschlag bekommen, nicht wegen der Kollegen zu bleiben. Da mag vielleicht etwas Wahres dran sein. Doch auf meiner nächsten Arbeitsstelle bin ich dann unter anderem auch wegen der Kollegen gegangen. Eine Ich-Mentalität, Lügen und besonders eine intrigante Person, die aus dem Drehbuch einer Dailysoap hätte stammen können, haben meine Anfangseuphorie schnell sehr gedämpft.

Die Erlebnisse ganz tolle Kollegen gehabt zu haben, von denen einige sehr gute Freunde geworden sind, und dann in ein Umfeld der Ellenbogenmentalität geraten zu sein (welches von den Chefs leider eher gefördert als unterbunden wurde), haben mir die Wichtigkeit von Kollegen am Arbeitsplatz erst vor Augen geführt. Schließlich verbringen wir den Großteil unseres Tages auf der Arbeit. Häufig verbringen wir also mehr Zeit mit unseren Kollegen als mit unserem Partner.

Kollegen, die eben dies an den Tag legen, ein kollegiales Verhalten, sind Gold Wert. Ich habe gerne Kollegen, denen ich auch auf einer Firmenfeier oder sogar bestenfalls beim Afterwork-Essengehen etwas zu sagen habe. Dabei habe ich gelernt, dass es einem Unternehmen gerade gut tun, wenn die Angestellten nicht zu homogen sind. Verschiedene Altersgruppen, Erfahrungsstufen und Herkunftsorte lockern das Klima in vielen Fällen auf. Nichts ist für mich schlimmer, als in einem Team aus privilegierten Mittzwanziger-Mädels zu landen, die sich in ihrem Leben noch nie beweisen oder gar ihre Miete selbst bezahlen mussten.

Aus diesem Grund würde ich in Zukunft auch immer auf einen Tag Probearbeit bestehen. Dieser Tag wird einem zwar nicht alle Geheimnisse des Unternehmens offenbaren, aber lässt einen schon einen ganz guten Eindruck vom Team gewinnen.

Die Zukunft ist ungewiss

Zum Abschluss bleibt mir – und uns allen – nur zu hoffen, dass die Wirtschaft durch die Corona-Krise keinen komplett lanfristig irreparablen Schaden erleidet. Denn gerne würde ich nach der Ausgangsbeschränkung in eine Welt zurückkehren, in der ich als qualifizierte Arbeitskraft meine Kriterien für den perfekten Arbeitgeber anwenden und gewisse Bedingungen an den potenziellen Arbeitsplatz stellen kann.

Bis bald

♡ Kristina

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